Ich musste gerade googeln, denn ich gebrauche Trotzkopf, diesen Begriff, eher selten, er ist mir aber schon sehr lange bekannt, die Bedeutung war mir so aber nie klar: Trotzkopf
Auf den ersten Blick scheint es keine nette Bezeichnung zu sein, wenn man aber wie ich Autistin ist, kommt einem dies alles doch recht bekannt vor, wenngleich ich mich nicht als Besserwisser bezeichnet sehen möchte. Eigenbrötler, oder Außenseiter trifft es da eher, dies nur mal so nebenbei.
Ich denke, viele Autisten haben einen ausgeprägten ‚Trotzkopf‘ und ich erinnere mich nur zu gut und manchmal auch gerne, an gewisse Situationen, wo ich zu 100% wusste, dass meine Meinung und Aussage richtig ist, man mir dies aber nicht glaubte und ich dann partout auf meiner Meinung beharrte, eben weil ich ja wusste… Und *bam* landete ich wieder einmal auf der sprichwörtlichen Nase. Selten kam es vor, dass später ‚zurückgerudert‘ wurde und anerkannt wurde, dass ich doch wohl eine richtige Sichtweise vertreten habe.
Um das auch noch einmal ganz deutlich herauszustellen: es ist mir komplett unwichtig, ob ich Recht habe!!
Wir komme ich also auf ‚Trotzkopf‘?!:
Kontroverse Diskussionen sind etwas wunderbares, wenn denn die Probleme und Befindlichkeitsbedingungen des anderen gewahrt bleiben. Ich habe allerdings ein erhebliches Problem damit, wenn ich mich angegriffen fühle. Nicht, dass ich nicht kritikfähig bin, ich lese und höre Dinge heraus, die andere eventuell gar nicht so meinen, oder ungeschickt in ihren Formulierungen ‚übers Ziel schießen‘ und springe wie der Hund auf die Leberwurst auf genau diese Äußerungen an.
So blockiert mich gerade eine Äußerung, ich solle mit meiner ‚Weinerlichkeit‘ aufhören, die Belange der Autisten und Autistinnen würde ‚toughe‘ Mitstreiterinnen und Mitstreiten und niemanden, der sich auf einem Trip des Selbstmitleids befinden würde.
Uff.
Ich bin weder weinerlich, noch suhle ich mit in einem Anfall von Selbstmitleid! Und feige war ich definitiv noch nie. Ob ich ‚tough‘ bin, vermag ich nicht zu beurteilen. Und als Wortführerin, sorry, ich muss lachen, habe ich mich noch nie gesehen, dafür ist meine Position innerhalb der autistischen Blogger zu unbekannt und unwichtig.
Ich erkenne lediglich, dass in der Autismusszene so viel Uneinigkeit herrscht, dass SO niemals ein gutes großes Ganzes draus werden wird, wenn nicht langsam mal gewisse Personen, die meinen das Recht zu haben für alle Autisten zu sprechen, nur ihre Meinung ist die einzig wahre, den so viel zitierten Stock aus ihrem Allerwertesten ziehen und auch die Meinung anderer zulassen, nicht auseinander pflücken, sondern als die Arbeit, die gemeinsame Arbeit, an einem Umstand begreifen, der nicht mehr zu akzeptieren ist: die nach wie vor vorhandenen Inakzeptanz von Autismus.
Ich bin seit gut 10 Jahren, wie schon oft geschrieben, in dieser Szene unterwegs, vor meiner Diagnose ein nur geduldetes Mitglied mit dem ‚Stempel‘ VAS = Verdachts-Autist, was leider für viele bedeutet: die ist gar nichts, der braucht man nicht zuhören. Was ich ablehne, denn auch VAS haben eine Meinung, Ideen und sind nichts weniger wert als vollumfänglich diagnostizierte.
Was ich im Laufe dieser Zeit habe erleben müssen, ist nicht schön. Ok, zugegeben, einiges ist schön und ich habe viele wirklich wunderbare Menschen kennen lernen dürfen, das Gros derer, die mir aber suspekt sind, eben weil sie wie oben beschrieben meinen, dass nur ihre Meinung und Äußerung das einzigst Wahre sind, ist allerdings erschlagend.
Auf meinen Trotzkopf zurückzukommen: auch wenn man mich auffordert, den angeblich vorhandenen Stock aus meiner Kehrseite zu ziehen (ist nicht da, sorry, da müssen andere angesprochen werden), ich werde nie aufgeben weiter zu kämpfen, auch wenn sich einige auf mich stürzen sollten, weil ich es wage Majestätsbeleidigung zu begehen, ich werde wirklich so lange ich in der Lage bin eine Tastastur zu bedienen, nicht aufgeben, meinen Unmut über die Zustände in der deutschen Autismusszene auszusprechen. Ich habe nämlich ein für mich sehr großes Ziel: die Zukunft meines Sohnes.
Allerdings bin ich nicht so borniert, dass dies mein einziges Ansinnen ist, das wäre nämlich reichlich engstirnig. Nein, ich möchte die komplette Situation verändert wissen. Ich möchte, dass mein Sohn, sowie alle anderen auch, so anerkannt wird, wie er ist, nämlich ein wunderbarer, warmherziger Mensch mit einem unglaublichen Wissen und fantastischen Fähigkeiten, er kann dies alles nur weder äußern noch zeigen. Noch nicht. So wie unendlich viele andere Autisten und Autistinnen auch.
Sicher die Schwulen- und Lesben-Szene hat etwas geschafft, was ich mit großer Begeisterung sehe: ihre Rechte wurden inzwischen rechtlich verankert und ein drittes Geschlecht, sowie eine vielfältige Variationsmöglichkeit wurde irgendwie auch impliziert. Wieso dies nun so schnell von statten ging… ich habe keine Ahnung, vermute aber, dass der Druck innerhalb der Regierung so groß wurde, weil einige Politiker ebenfalls offen dieser Szene angehörig sind.
Und hier ist das Problem: offen!! Ich bin sicher, dass es in der hohen Politik auch Autisten gibt. Sei es bekannt diagnostizierte, oder eben die erwähnten VAS. Nur traut sich keiner in der Politik, sich als Autist zu outen! Ok, ich ‚kenne‘ einen, der dies tut, aber er ist leider nur ein sehr kleines politisches Lichtchen.
Warum ist das so?
Ha! Aus oben erwähnten Gründen denke ich, denn das Ansehen der Autisten, speziell der Asperger-Autisten, ist unterirdisch schlecht, wenn schon der Dachverband sich derart äußert, dass Asperger-Autisten so wie so nur Stress machen und als Krawallmacher anzusehen sind.
urgs… neee, nicht wirklich alle, die überwiegende Mehrheit möchte einen friedlichen Umgang und eigentlich nur Respekt.
Nicht alles was gewisse Cliquen machen ist schlecht. Das muss ich deutlich anerkennen. Ihre Öffentlichkeitsarbeit ist hervorragend und sie haben schon einiges bewegt. Ganz speziell denke ich gerade an diverse Anti-ABA Kampagnen, die ich wirklich gefeiert habe und vor dem Erfolg habe ich meinen imaginären Hut gezogen!
Nur, alles weitere ist abstoßend.
Derzeit gibt es wieder gewisse Strömungen, die gezielt mit Namensnennung Diffamierung betreiben, man kann es auch Mobbing oder Gaslighting nennen, nur dies wird abgestritten, nicht erkannt und alles nur in den Sinn der Aufdeckung von Missständen gestellt, dessen Sinn sich mir nicht erschließt. Und das nicht weil ich gar dumm bin, sondern weil es äußere Umstände für bestimmte Bedingungen gibt, auf die ich in vorherigen Blogs dezidiert eingegangen bin. Und das finde ICH dann dumm und erheblich ungeschickt. Und auch hier greift mein Trotzkopf und ich springe mit Anlauf in das Fettnäpfchen, was mich aber nicht mehr ‚kratzt‘, denn es ist meine Meinung zu der ich stehe.
Ich erfahre im Moment einiges an persönlicher Zuwendung, positiver Art, alleine das sollte mich wirklich beruhigt meinen Weg weiter gehen lassen, denn so falsch scheint dieser nicht zu sein.
Und wenn gewisse Personen meinen, mir ziemlich unreif geäußerte, oder ungeschickt formulierte, Dinge vorwerfen zu wollen um mich damit zu provozieren (das wird es nämlich bei einer ganz bestimmten Person sein), mhm, ich arbeite gerade daran zu ignorieren und zu egalisieren…. Ist nicht einfach, denn mein Wesen ist das nicht, aber es ist erheblich nerven-schonender und mein Magen wird es mir auch danken.