Gedanken zu aktuellem und vergangenem

Ich bin seit ca 2002 im www unterwegs. Lange Zeit in keinem sozialen Forum, in keinem Netzwerk. Seit 2009 bin ich bei Facebook und seit 2013 blogge ich.

Zwischenzeitlich, gerade auch wegen der Diagnose unseres Sohnes in 2008, fing ich an mich in den großen Foren umzusehen. Ich suchte nach Erklärungen, nach Unterstützung, nach Verständnis und auch nach ‚gleichgesinnten‘.

Mein erstes Erlebnis in einem großen, dem größten, Forum bezüglich Autismus, wo ich noch sehr verzagt und vorsichtig voranschritt, wir hatten die Diagnose ja gerade erst, mir wurde für mich ja gerade erst der Verdacht mitgeteilt, dass auch ich autistisch sein könne, die Anzeichen wären massiv, war grausam. Ich musste erleben, dass Menschen über Menschen ‚richteten‘, dass scheinbar nur ‚richtige‘ Autisten die guten sind, die mit der Verdachtsdiagnose nichts wert und die, die erst gar keine Diagnose haben, weil definitiv nicht autistisch, sowieso das letzte sind.

Ich wurde bei einer kurzen Stippvisite dort in ein anderes Forum eingeladen, wo ich herzlich willkommen geheißen wurde, wo ich Unterstüzung, Bestätigung und gleichgesinnte fand. Ein witziges Spiel war, dass man mir sämtliche im Netz vorhandenen Test vorsetzte ‚mach mal‘ und dann mehr oder minder gemeinsam auswertete und staunte. Auch was unseren Sohn und meine anderen Kinder betraf, fand ich dort Unterstützung.

Bis.. nunja, bis ich dieses Forum für mich platzen ließ, da ich mich ungerechtfertigt behandelt fühlte, das Verhalten eines Teilnehmers ablehnte und sicherlich auch ziemlich auffallend unfreundlich interagierte.

Zwischenzeitlich fand sich eine große Anzahl von Autisten auf Facebook ein, die vormals diese Plattform massiv abgelehnt hatten, dann aber herausfanden, dass es doch recht moderate Möglichkeiten gibt, von den ganzen Speichertätigkeiten dieses Mediums abgesehen, für sich zu sein und auch dort Unterstützung und Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.

Ich fing im Zuge der ersten Bloggerthementage an zu blogen. War furchtbar aufgeregt, ob sich denn irgendwer mit mir identifizieren könne, ob mein Geschreibsel ansprechend wäre, ob meine Meinung überhaupt akzeptiert würde. Das war noch unter dem Namen NiMaBe.

Und da fing es langsam an.

Ich habe seit jeher ein unglaublich ausgeprägtes Empfinden für Gerechtigkeit, auch für Moral und auch für ethisches Verhalten. Mir fiel auf, wie manche interagierten, andere ausgrenzten; damals waren die Begriffe Mobbing, Bashing und Gaslighting unbekannt, oder noch nicht so häufig genutzt, mir fiel nur auf, dass manche Personen regelrecht fertig gemacht wurden. So wie im großen Forum.

Ich fand es widerwärtig. Parallel erlebte ich Mobbing im Beruf und war psychisch alles andere als belastbar.

Ich fing an mich auf die Seiten derer zu stellen, die mit imaginärem Schmutz beworfen wurden. Da war die eine Bekannte, die als MMS Befürworterin dargestellt wurde, nur weil sie einen Artikel auf ihrer Seite zur Diskussion stellte (aber deutlich machte, dass sie gegen derlei Dinge sei), in diesem Konsens war ich sicherlich auch nicht ganz ’sauber‘ unterwegs, denn mir reichte es irgendwann und ich schlug lautstark dazwischen, was mich wieder einmal diverse virtuellen “Freundschaften“ kostete. So zog sich das wie der so oft erwähnte rote Faden durch meine Internetkarriere *zwinker*.

Wo es brannte sprang ich hin. Ich ertrug es nicht, wenn Menschen nieder gemacht wurden, weil sie ihre Meinung äußerten, aufgrund der massiven virtuellen Aufmerksamkeiten, die selten positiv waren, teilweise schwer psychisch angeschlagen ins tiefe Tal der Tränen unterwegs waren. Ich wollte vermitteln, und bilde mir ein, dass ich es gut geschafft habe, ‚Du bist nicht alleine!‘. Mit manchen dieser Personen bin ich noch heute befreundet, andere wandten sich ab, als dann irgendwann zum ‚Angriff‘ gegen mich geblasen wurde. Eine Bemerkung ist mir im Kopf geblieben: auf meine Frage ‚warum?‘ kam ‚ich konnte nicht objektiv bleiben‘ = bei mir kam an: du bist ja so blöd, dumm und bescheuert und ohnehin: besorg Dir erstmal eine ordentliche Diagnose. Jep. Genau sowas passiert, wenn man hochgradig verunsichert ist und zudem auch noch hypersensibel. Klare Form von Überreaktion meines bekloppten Hirns.

Ich zog mich zurück, ich öffnete mich wieder.
Ich zog mich wieder zurück und ich öffnete mich wieder einmal.
Mit meinem Blog bin ich diverse Male umgezogen, da ich die mediale Aufmerksamkeit im Sinne von überaus hässlichen Kommentaren, Mobbing durch teilen meiner Texte, dem Zerpflücken von geschriebenem, dem zusammenhanglos geteilten Einzelteilen, nicht mehr standgehalten habe.
Selbst mein FB-Account habe ich diverse Male gewechselt.

Heute sage ich darüber: ganz schön dumm von mir. Zum einen hatte ich nichts, was ich mir tatsächlich selbst vorwerfen konnte, außer, dass ich unfassbar naiv gewesen bin (nach wie vor), an das Gute im Menschen glaubte (mache ich noch immer), es aber Menschen gibt, die einfach nicht klar kommen, wenn man ihnen den imaginären Spiegel vorhält, den Finger in irgendeine imaginäre Wunde stopft (was wohl ein zweifelhaftes Talent von mir ist), und daraufhin anfangen wie tollwütige wilde Hunde um sich zu beißen. Und, vor allem, nicht davor zurückschrecken, andere regelrecht fertig zu machen, incl. Belästigungen der Familie, Verleumdungen und öffentlicher und versteckter (in Gruppen) Hetze.

Was bleibt?

Ich bleibe wie ich bin. Ich ertrage es einfach nicht, wenn Ungerechtigkeiten geschehen und gehe jedes Mal weit über meine physischen und psychischen -gesunden- Möglichkeiten heraus um zu helfen.
Und da ist es egal, ob es Unfall vor der Haustür ist und ich hinpresche, obwohl eine gute Erste Hilfe Situation zu erkennen ist, ich helfe mit. Oder sei es der Syrer, der von irgendeiner verblendeten Person unangemessen und fremdenfeindlich angeblafft wird: ich springe dazwischen und versuche der angreifenden Person klar zu machen, dass sie sich ‚trollen‘ soll.
Oder eben das, was gerade passiert, dass da mal wieder Autisten etwas großartiges machen (und da ist es mir egal, ob ich sie mag oder nicht, diese Gruppierung leistet gute Dinge!), andere Autisten aber Reputationsverlust zu befürchten scheinen und lauthals durch Internet ‚prollen‘, oder sich ausgegrenzt fühlen, aber inhaltliche, rechtliche Notwendigkeiten und Vorgaben schlicht und ergreifen ignorieren.

Ich werde es in diesem Leben nicht verstehen, warum Autisten Autisten ausgrenzen. Richtig brutal ist, dass sie genau wissen, wie man andere Autisten regelrecht, nach allen Regeln dieser zweifelhaften Kunst, in Grund und Boden stampfen kann.

Und ich möchte etwas wiederholen, was ich schon oft geschrieben und gesagt habe:

Autisten sind nicht immer die Opfer, manchmal sind Autisten auch Täter!

Und:

Nur weil man Autist ist, bedeutet das nicht, das man nicht auch Narzisst ist/sein kann, oder was auch immer. (Damit unterstelle ich keinem etwas, es ist eine allgemeine Feststellung!) Autismus schützt in keinster Weise vor den so vielfältigen psychiatrischen Spielarten.
Die Kunst ist, sich von diesen oftmals sehr unschönen Spielarten nicht überrennen zu lassen und somit seine Menschlichkeit zu verlieren! Obwohl, Menschlichkeit, man verliert sie ja nicht, sie wird ’nur‘ pervertiert.

Und ab da wird ein Mensch, egal welcher psychiatrischen Couleur, gefährlich.

Menschliche Rattenfänger, die Demagogen gleich, ‚folgende‘ sammeln, aber die Frage bleibt, ob diese ‚folgenden‘ tatsächlich der gleichen Meinung nachhängen, oder nur so tun um bloß nicht in den Fokus dieser Personen zu geraten, weil sie ja oft genug mitbekommen haben, was passieren kann und ggf. sogar ‚mitgemischt‘ haben. Oder reden sich diese ‚folgenden‘ gar ein, dass die verbreitete Meinung richtig ist?! Au Backe.
Oder, das ist ziemlich verstörend, eventuell ist ja auch meine Sichtweise, mein Gefühl für Gerechtigkeit nicht richtig? Nochmal: au Backe!!!!

Ich muss erkennen: Gerechtigkeitssinn ist ein weites Thema, sehr individuell und man sollte sich erst einmal anschauen, was ‚Gerechtigkeit‘ für den einzelnen bedeutet, ob man tatsächlich das gleiche meint. Ich befürchte allerdings, dass es da, dem Spektrum gleich, eine immense Bandbreite von Bedeutungsmöglichkeiten, sowie Empfindungen gibt, die individueller nicht sein können.

Traurig ist, dass diese Demagogen oftmals so laut und scheinbar überzeugend sind, dass die leiseren Nicht-Demagogen, deren Meinung so furchtbar wichtig und geradlinig ist, überhört, überrannt, übersehen, negiert werden.

Sehr bedenklich.

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