Zur Zeit denke ich über Resilienz nach. Angestoßen durch eine Bemerkung in unserer Gruppe.
Zunächst dachte ich ’nö, interessiert mich nicht!‘ aber dann packte es mich doch.
Resilienz bedeutet Widerstandsfähigkeit, etwas abprallen lassen, um schwierige Lebensumstände unbeschadet zu überstehen, oder anders, die Fähigkeit gut/besser mit Krisen umgehen zu können.
Wie ist das mit Autismus? Man unterstellt ja irriger Weise Autisten immer, glücklicher Weise immer weniger, un-empathisch zu sein und somit ’nichts mit zu bekommen‘. Was erwiesener Maßen -bewiesener Maßen inzwischen-, nicht der Fall ist, nur läuft die Verarbeitung und die empathischer Reaktion bei vielen anders ab als beim Gros dieser Gesellschaft.
Ich selbst schrieb heute Morgen noch ‚erinnere Dich an unser Gespräch und Deine Bemerkung ‚Ihr Autismus hat Sie vor vielem beschützt!‘. Das war, bevor ich mich in das Thema Resilienz vertieft habe.
Sicherlich hat mich mein Autismus in jungen Jahren vor sehr vielen Traumata, Verletzungen, etc beschützt. Sie sind zwar da, aber nicht so verheerend, wie es ggf. bei anderen der Fall ist. Nur warum sind sie weniger verheerend, obwohl die Umstände nicht harmlos waren?
Ich denke, dass es tatsächlich Resilienz war, allerdings sicherlich auch wieder einmal anders strukturiert. Ich habe viele Begebenheiten nicht voll-umfänglich erfassen können, ich habe sie nicht verstanden und unter ‚versteh ich nicht‘ abgehakt, wie man als Kind viele Dinge handhabt. Im Unterbewusstsein liefen diese Prozesse weiter, brodelten so still vor sich hin, um dann an einem für sie geeigneten Zeitpunkt *bam* loszubrechen.
Ich bin dankbar dass es erst spät *bam* gemacht hat, denn da war ich, es war letztes Jahr, schon lange erwachsen, in einer sicheren Beziehung, aufgeklärt und bewusst. Als Jugendliche, oder junge Erwachsene, hätte ich dieses ’neue‘ Bewusstsein nicht gesund überstanden.
Wie ist es aber mit anderen Dingen?
Wie ist es mit Mobbing, Gaslighting (diesen Begriff finde ich überaus witzig und genial, wenngleich psychische und seelische Gewalt/Missbrauch, die deutsche Entsprechung, deutlicher ist), Manipulationen?
Und da fängt es an zu haken.
Ich denke, Autisten sind extrem sensibel was derlei -aus meiner Sicht- extremen „Umgangsformen“, die ja leider heutzutage irgendwie an der Tagesordnung sind, betrift.
Ich selbst bin derart sensibel, dass ich schon oft das Gefühl hatte ‚ich packe das nicht mehr, ich zerbreche‘, mich zurückziehe, wieder einmal in meiner Depression versinke, zugeworfene Rettungsringe nicht ankommen. = Resilienz ist da nicht wirklich vorhanden, sofern ich überhaupt dazu in der Lage bin schwierige Umstände gut und gesund zu überstehen.
Oder unser Sohn, der aufgrund von Mobbing, Hänseleien, etc.pp. eine ausgeprägte Angststörung und Depressionen entwickelte, nahezu mutistisch wurde, zu nichts mehr in der Lage war = null Resilienz.
Um eine andere Begrifflichkeit zu nutzen, die auch in unserer Gruppe diskutiert wurde: kann es nicht sogar sein, dass Autisten, die eigentlich hypersensibel sind, sich so abschotten, dass der Eindruck erweckt wird, sie seien hyposensibel?? Also alles von sich fern halten, auf nichts mehr empathisch reagieren, nur um sich selbst zu schützen. Und dennoch läuft dieses Programm auch im Unterbewusstsein weiter…
Bitte nicht falsch verstehen: ich behaupte keineswegs, Autisten, oder manche Autisten seien hyposensibel, das ist nämlich aus meiner Sich kompletter Nonsens! Ich frage mich, ob der Eindruck Autisten seinen hyposensibel darin begründet liegt, weil diese Personen ‚zu machen‘ um sich zu schützen, weil sie nämlich tatsächlich hypersensibel sind und dieses ganze Drumherum nicht ertragen.
Das würde dann wieder für eine gute Resilienz sprechen, oder?
Oder ist das Makulatur und es wird nur der Eindruck erweckt es sei Resilienz?
Ich bin verwirrt. Und entwirre jetzt erstmal den „Faden“ in meinem Kopf.